Günter Wangerin  Kasperltheater     Menu

Ausstellung vom 5.7. bis 28.7.2006     Bilder von der Ausstellung

Masken

Objekte

Karikaturen

Bilder


Günter Wangerin

1945 geboren in Lauf

1965 Medizinstudium in Berlin, Würzburg,München, in Würzburg
Mitherausgeber der Studentenzeitung „Journaille“, Bühnenbilder, Comics

1968 ff Karikaturen und Bildergeschichten in Betriebszeitungen, Theaterstücke und Sketche für die Straße, Bilder in Öl, Grafiken, Kinderbuch „Mario“, Illustrationen zu Erzählungen von Franz Kafka

1975 Assistenzarzt in Chirurgie, Gynäkologie und Anästhesie
1976 Promotion

1979 künstlerische Mitgestaltung der Straßeninszenierung des Brecht-Gedichts „Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy“ anlässlich der Wahl des Ex-Nazis Carstens zum Bundespräsidenten

1980 „Lehre“ in der Kaschierabteilung des Berliner Ensembles (Leitung Eduard Fischer) aktualisierte Inszenierung des „Anachronistischen Zugs“ zur Kandidatur von F. J. Strauss

1982/95 Bilder und Grafiken, Bühnenbilder zu den Brecht-Inszenierungen „Herrnburger Bericht“ und "Legende vom toten Soldaten“, Masken vieler Politiker, Künstler und anderer Personen des öffentlichen Lebens

1986 Facharzt für Anästhesie, danach Lektor, Tätigkeit als Zeichner und Mitverfasser von Sketchen

1995 Theaterreise durch Cuba mit Agitproptruppen aus München, Nürnberg und Bremen, Bühnenbilder

1996 längerer Aufenthalt in Cuba auf Einladung der Union de Escritores y Artistas de Cuba“ (UNEAC), Dokumentarfilmpraktikum in Havanna

1997/98/99 mehrere Aufenthalte in Cuba und Mexiko, dort Studium der Murales an öffentlichen Gebäuden und der Bilder von José Guadalupe Posada

2003/2004 Ausstellungen in München, Kunstaktionen in Bayreuth, München, Nürnberg u.a. , Teilnahme an Aktionen gegen so genannte „Judensau-Skulpturen“ (gemeinsam mit W. Kastner)

2005 Kunstaktionen zum Besuch des Bundesaußenministers Fischer und zur Sicherheitskonferenz in München

Günter Wangerin in der Galerie Pich

Wangerin ist bisher außer unter dem zeitweiligen Pseudonym Franz Maier namentlich nicht in Erscheinung getreten, obwohl seine Masken von Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (auffallend viele Altnazis sind darunter) das Bild der Straßeninszenierungen von "Der anachronistische Zug“, „Legende vom toten Soldaten“ (Brecht) Ende der 70er bis in die 90er Jahre mitprägten.

Seine Grafiken und Karikaturen wurden immer wieder auf Handzetteln und Bilderbögen („Die Seuchendoktoren“, „Staatsanwalt Mützel“ u.a.) auf der Straße verteilt, bisher aber nie öffentlich ausgestellt.

Die Ausstellung in der Galerie Pich zeigt eine kleine Retrospektive dieses untypischen Künstlers, der sein Leben lang im Hinterzimmer malte, zeichnete, Köpfe modellierte und diese unter schwierigen räumlichen und atmosphärischen Bedingungen (Ammoniakgestank) in Silikonkautschuk abgoss.

Während des Medizinstudiums in Westberlin (1965) illustriert er, umgeben von Schlangenkäfigen, Erzählungen von Franz Kafka. In Berlin geht er auch erstmals auf die Straße (gegen den Film „Afrika addio“).

1968 war er in Würzburg Mitherausgeber eines satirischen Studentenmagazins („Journaille“), das wegen Geldmangels nach zwei Ausgaben eingestellt werden musste. Anfang der 70er zeichnet er für linke Betriebszeitungen und entwirft Plakate gegen furchtbare Juristen wie Filbinger und Alfred Seidl.

Seine Sketche zur Volksbefragung und zum AIDS-Maßnahmenkatalog („Die bayerische Staatsregierung ist schlimmer als jede Seuche“) sind bei der Münchener Polizei aktenkundig.

Er befasst sich mit verschiedenen Kandidaten der Republik, mit Karl Carstens (vom Mitläufer zum Bundespräsidenten) und vor allem mit Franz Josef Strauß, dessen Parteiprogramm er zeichnerisch ins Deutsche übersetzt.

In diesem Zusammenhang erstmals Zusammenarbeit mit Hanne Hiob-Brecht, die Gedichte ihres Vater zu aktuellen Anlässen liest und dem Regisseur Thomas Schmitz-Bender, dessen Verdienst es ist, Brecht von der Bühne auf die Straße zu bringen. Während eines Urlaubs erlernt W. auf Vermittlung Hanne Hiob-Brechts in der Kaschierabteilung des Berliner Ensembles bei Eduard Fischer (DDR) das Maskenmachen.

Aus Berlin zurück, setzt er sich abends an seinen Küchentisch in Mittersendling und fabriziert Leute wie Heinrich Lübke (Bundespräsident mit NS-Vergangenheit und Redner der Worte „Meine Damen und Herren, liebe Neger...“) in Silikon, zeichnet Comics für den Demokratischen Informationsdienst (DID).

Die Zeiten, in denen sich Hunderte von Kulturschaffenden – auch sehr namhafte – an Straßeninszenierungen von Brechtgedichten wenigstens mit ihrem Namen beteiligten, als Zeitungen wie der DID noch gelesen wurden, sind nach deutschen „Friedensmissionen“ in aller Welt vorbei.

Auf Einladung der kubanischen Kulturorganisation UNEAC befasst sich Wangerin in Havanna und in der Nähe von Matanzas mit dem Medium Dokumentarfilm (1995/96). Zeitweise gehört er zum Trupp des kubanischen Kameramanns Huberto Balera, der im Auftrag eines libanesischen Produzenten dreht. Aus dieser Zeit stammt eine Videodokumentation über die so genannten Familienärzte in Kuba.

Zu Wangerins alten Freunden zählt der Schriftsteller Heinz Jacobi, Herausgeber des „Martin-Greif-Boten“, für dessen Bücher „DeutschDeutsch“ und „Tod und Teufel“ er Linolschnitte (sehr böse Wölfe) anfertigte.

Immer wieder arbeitete Wangerin mit dem Künstler W. Kastner zusammen, so bei den Wagner-Festspielen Bayreuth und bei Aktionen gegen so genannte „Judensau-Skulpturen“

Neuerdings arbeitet er mit Marcus Hank, dem neuen künstlerischen Leiter des Kulturzentrums ARGEKULTUR in Salzburg zusammen. Für Hanks Kasperletheater „Hitler im Himmelreich“ (www.subkultan.de) modellierte er – Tritratrallala – Hitler, Göbbels, Himmler, Göring und Speer mit Engelsflügelchen. Figuren, über die man allen Ernstes lachen kann.

Gegenwärtig arbeitet er an Entwürfen für ein zeitgemäßes Emblem der Bundeswehr: Friedensengel in Gold. Er zeichnet Karikaturen in anheimelnden Farben, z.B. zum Leid der Deutschen während des zweiten Weltkriegs oder zum tragischen Schicksal deutscher Soldaten im kongolesischen Urwald.. Eine gewisse Affinität zu Themen aus dem Bereich des Gesundheitswesens – Wangerin arbeitete lange Zeit als Narkosearzt im Krankenhaus – lässt sich nicht verhehlen.



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